... dann wird in Mutters am Nikolaustag einem uralten Brauchtum wieder Gehör verschafft!
Immer am 6. Dezember, am Tag des Dorfpatrons Nikolaus kracht es in Mutters gewaltig. Zuständig dafür sind die "Bumsaschiaßer" – genauer: Der BBV (Bumsabewachungsverein) Mutters! Der etwas
eigentümliche Name erfordert für alle Nicht-Insider Aufklärung:
Die "Bumsa" ist ein rund drei Meter langer, aus Fasstauben zusammengefügter Schalltrichter. Die Trichtermündung hat einen Durchmesser von ca. eineinhalb Meter, aber das "Mundstück" ist gerade so
groß, dass der Lauf eines Vorderladers hineinpasst. Dieses Gewehr wird "von vorne" mit Schwarzpulver geladen und erzeugt auch "ohne Verstärker" einen gewaltigen Knall. Hier wird der Vorderlader
aber ins Mundstück der Bumsa gesteckt und abgeschossen – das Ergebnis ist nicht nur in Mutters, sondern weithin hörbar.
Es gibt auch eine kleine Schwester der Bumsa mit etwas bescheideneren Dimensionen, die einem Kanonensalut entsprechende Schallwirkung erzeugt. Daneben werden die Vorderlader während des rund halbstündigen Rituals auch mehrmals im freien Feld abgeschossen.
Mindestens 200 Jahre hat dieses Brauchtum auf dem Buckel, wenngleich präzise Aufzeichnungen über die Entstehung fehlen. Mit dem Bumsaschiaßn wird der Tag des Heiligen Nikolaus gefeiert, der in Mutters eine ganz besondere Bedeutung hat. Geschossen wird um 5 Uhr morgens – und wer um diese Zeit aus den Federn kommt, kann zusätzlich zum Salut eine perfekte Feuershow verfolgen. Während des Gottesdienstes wird an diesem Tag geschossen – und um Punkt 12 Uhr mittags erfolgt der erste Schuss beim ersten Glockenschlag!
Der bereits oben erwähnte Name resultiert aus einem weiteren Brauchtumsdetail. Die Mutterer Bumsa ist nämlich nicht selten das Objekt der Begierde der Nachbarsburschen aus Natters und muss daher
bewacht werden. Gelingt der "Diebstahl", so muss der BBV die Bumsa wieder auslösen. Die heurige Nacht verlief eher ruhig – alles blieb an seinem Platz.
Wer künftig der 12 Mann starken "Bumsa-Brigade" angehören will, muss vor allem eines sein: Junggeselle! Einmal pro Jahr setzt sich die Runde unter Leitung des "Abbes" (Obmanns) zusammen und
beratschlagt über die Aufnahme von neuen Mitgliedern.
Dass im Bewerbungsschreiben unbedingt auch "Frühaufsteher", "wachsam beim Aufpassen auf die Bumsa" sowie "lärmunempfindlich" stehen sollte, darf angenommen werden.
Text- und Bildrechte bei Manfred Hassl, Bezirksblätter Tirol